Das Entsenden von Friedensmissionen in Konfliktgebiete ist ein zentrales Instrument der UN-Friedenssicherung. Friedenssoldatinnen und -soldaten, Polizei- und Zivilkräfte aus unterschiedlichsten Ländern verfolgen darin das Ziel, Gewalt einzudämmen, die Eskalation von Konflikten zu verhindern und die grundlegende Sicherheit von Menschen und Institutionen in Krisenregionen zu gewähren. Waren Peacekeeping-Einsätze während des Kalten Kriegs aufgrund der Blockade im Sicherheitsrat noch eine Randerscheinung, so haben sie sich in den vergangenen 25 Jahren zu einem wichtigen Mittel der internationalen Friedenssicherung entwickelt. Die Einsätze sind heute mehrdimensional und vielschichtig, sie kombinieren „klassische“ Friedenssicherung mit Friedenskonsolidierung und umfassen neben einer militärischen Komponente zivile Funktionen, wobei das Aufgabenspektrum von der Sicherheitswahrung bis hin zur Übernahme von Regierungsaufgaben reicht.

Das Scheitern der UN-Friedensmissionen in Somalia, dem ehemaligen Jugoslawien und Ruanda stürzte die UN-Friedenssicherung in den 1990er Jahren in eine schwere Krise und zeigte, dass die Mandate der klassischen Friedenseinsätze nicht mit der Realität gewaltsamer innerstaatlicher Konflikte vereinbar waren: Den Friedenssoldaten fehlten die notwendigen Kompetenzen für eine Friedenserzwingung. Der Sicherheitsrat reagierte darauf, indem er die Anwendung militärischer Gewalt nun auch zur Verteidigung des Mandats (z.B. zum Schutz der Zivilbevölkerung) erlaubte.

Seit ihrer Gründung haben die VN über 70 Friedensmissionen selbst durchgeführt und viele weitere durch den Sicherheitsrat mandatiert. Die steigende Komplexität der Krisen weltweit führt zu einem breiten Aufgabenspektrum und einem Anstieg in Anzahl und Umfang der UN-geführten Missionen. Dies verdeutlicht die Bedeutung von UN-Friedensmissionen einerseits, stellt das System andererseits allerdings auch vor erhebliche Herausforderungen bei der Planung, Durchführung und Evaluierung von Missionen.

Am 17.11.2020 laden wir ab 16 Uhr zu einem Webtalk mit folgenden Gästen:

Moderation:

  • Lena Cornelis, Vorstandsmitglied der DGVN, Lv. Berlin-Brandenburg

Referierende:

  • Dr. Wolfgang Weisbrod-Weber, zwischen 1984 und 2013 UN-Mitarbeiter, Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs und Leiter der UN-Friedensmission MINURSO
  • Dr. Peter Rudolf, SWP, Autor der Studie „VN-Friedensmissionen und der Einsatz militärischer Gewalt“
  • Prof. Marina Henke, Professor of International Relations an der Hertie School, Forschungsschwerpunkte: militärische Interventionen, Friedenssicherung und europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Melden Sie sich hier für den Webtalk an.

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